Veilchenessig

Ein bisschen leid tut es einem ja schon, das verzagt in die Frühlingssonne blinzelnde Veilchen so hinterrücks zu köpfen, doch zum Glück für den Wildpflanzkulinariker wächst es zahlreich und stets rudelweise. Ob in Parks, Innenhöfen, an Waldrändern oder Hängen – das wohlriechende Veilchen (Viola odorata) fühlt sich fast überall wohl. So lange du immer nur etwa ein Viertel des Bestandes erntest, solltest du also keine bösen Blicke von Passanten ernten. Nur an sauberen Stellen sammeln, da die Blüten auf keinen Fall gewaschen werden sollten; sie büßen sonst deutlich an Aroma ein!

Lohnen tut sich die Zupferei in jedem Fall, denn das Veilchen zählt definitiv zu der feinen Gesellschaft unter der städtischen Unkrautbevölkerung. Der verliebte Bonaparte schenkte seiner Frau Joséphine alljährlich einen Strauß Veilchen zu ihrem gemeinsamen Hochzeitstag, da Joséphine geradezu vernarrt in die Blumen gewesen sein soll. (Die Ehe wurde zwar nach nur dreizehn Jahren wieder geschieden, das war jedoch nicht den Veilchen, sondern der Kinderlosigkeit der Ehe geschuldet.)

Veilchen im Münchner Olympiapark
Rudelliebende Veilchen im Münchner Olympiapark

Das Veilchen sieht jedoch nicht nur hübsch aus, sondern verfeinert mit seinem zarten Duft und der sanft-blumigen Süße auch Wein, Sirup oder eben Essig. Das Resultat ist neben lecker, vor allem eins: sehr rosa. Sieht hübsch aus und eignet sich daher auch hervorragend als Geschenk. Auch für kochende Männer ohne Was-ist-das-für-ein-Frauen-Schnickschnack-Prosecco-Komplex, aber das versteht sich ja hoffentlich von selbst.

Im viktorianischen England(1837-1901) war es übrigens en vogue, kandierte Veilchen zu knabbern, was schon deutlich cooler ist als im postfaktischen Zeitalter Karottensticks vor der Glotze zu mümmeln. Ich habe mich dieses Jahr ebenfalls am Kandieren versucht und möchte die kandierten Blüten vor allem zum Dekorieren von Muffins, Cupcakes oder Kuchen verwenden. Mal sehen, ob das so klappt, wie ich mir das vorstelle. Falls ja, gibt es dazu bald einen neuen Blogeintrag. Falls nicht, berichte ich wenigstens, woran ich als Nicht-Viktorianerin gescheitert bin. 

Jetzt aber erst einmal viel Spaß beim Veilchenessig-Zubereiten!

Für 1 Liter

  • 4 Handvoll Veilchenblüten
  • 1 l bester Weißweinessig

So geht's

Die duftenden Blüten nicht waschen, da sie sonst ihr Aroma verlieren! Daher nur an wirklich Hundepipifreien Stellen sammeln und welke Blüten aussortieren.

Die Veilchen in ein Gefäß geben, mit dem Weinessig übergießen und darauf achten, dass alle Pflanzenteile von Essig bedeckt sind.

Den Duftessig etwa 10 bis 14 Tage stehen lassen, abseihen und in kleine Flaschen oder Gläser abfüllen. Wer mag, kann natürlich auch die Flaschen vom gekauften Weinessig wiederverwenden.

Den Veilchenessig kannst Du wie normalen Weißweinessig verwenden.


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